Diese Geschichte beginnt im Oktober 1982. Zur damaligen Zeit lagen noch etwa 15 Monate Schulzeit vor mir. Von einem Bekannten wurde ich auf einen Wettbewerb aufmerksam gemacht, der mich als leidenschaftlichen Schachspieler ganz besonders interessierte: die "Rundenspiele der Berliner Schulen im Schach", die aus jeweils vier Schülern bestanden. Für mich war klar: da wollte ich mitspielen. Drei Mitspieler, mit denen ich eine Mannschaft bildete, waren recht schnell gefunden; im Laufe der Saison gesellten sich noch ein oder zwei "Ersatzspie1er" hinzu, so daß wir eigentlich für jede Runde vier Leute zusammen bekamen. In insgesamt sieben Runden von Oktober bis März traten wir gegen (West-) Berliner Schulmannschaften an.Der sportliche Erfolg war nicht berauschend, aber darauf kam es nicht so sehr an: Spaß sollte es machen! So war es auch, und wir traten - in geringfügig veränderter Besetzung - nun auch in der folgenden Saison an. Doch aufgepaßt:Abitur im Dezember 1983 - und was dann? Spielberechtigt waren natürlich nur Schüler, und freiwillig durchs Abi fallen wollte wohl keiner... Zwar gab es "Nachwuchs" aus dem nächsttieferen Jahrgang, doch der würde nicht genügen, um die Mannschaft immer "voll zu kriegen". Und wer sollte sich überhaupt um die Organisation (sprich: Terminabsprachen, Spieler anrufen usw.) kümmern, die bisher in meinen Händen gelegen hatte?Eine neue Idee mußte her. Ich war fest entschlossen, Schach als Sportart an der Schule zu etablieren, nachdem ich an etlichen Schulen Ähnliches gesehen hatte. Ein Unterschied zu anderen Schulen gab es jedoch: fast alle hatten einen Lehrer/eine Lehrerin für die Betreuung der Schachgruppe, doch so jemanden fand ich bei uns nicht. Was tun?Anfang Januar 1984 hängte ich einen Zettel in der Schule aus. Überschrift: "An der Werner-von-Siemens-Schule gibt es keine Schachspieler!".Mein Wunsch, in dieser Behauptung widerlegt zu werden, erfüllte sich prompt. Zum ersten Treffen der nunmehr geborenen Schach AG kamen zwölf Schüler, davon allein die Hälfte aus der l0a (0. Krämer, T. Lund, A. Hinze, St. Conen, R. Plauk, H. Brumm), drei aus der 8c (H. Eilhardt, U. Brandt, Ch. Gerecht) und außerdem F. Trinkler, M. Ziebura sowie A. Grohmann. Inhalt der AG waren Schachtraining, freies Spiel und Wettkampfvorbereitung, wobei der Spaß nie fehlen sollte. Die nötigen Kenntnisse, um dies alles bieten zu können, hatte ich im Schachverein erworben.Diese Schachgruppe lebt nun seit über acht Jahren ohne Unterbrechung. Die Beteiligung lag anfangs bei durchschnittlich fünf bis zehn regelmäßig erscheinenden Schülern. Auch ein mehrmonatiges "Tief", durch das mich zwei bis drei Leute begleiteten, gehörte natürlich einmal dazu, doch seitdem ging es nur noch aufwärts. Wie so oft war auch bei uns "Mundpropaganda die erfolgreichste Werbemethode. Heute existiert ein fester Stamm mit 20 Schülern. Aus sportlicher Sicht war die Saison 1989/90 am erfolgreichsten. In der Altersgruppe für 7./8. Klassen wurden wir Dritter der Berliner Meisterschaft und auch Dritter im Berliner "Schnellturnier".Erst vor kurzer Zeit wurde mir so richtig bewußt, daß die Schachgruppe zu den ganz wenigen Aktivitäten an unserer Schule zählt, die ein ehemaliger Siemens-Schüler durchführt. Dabei möchte ich besonders hervorheben, daß es niemals Schwierigkeiten mit der Schulleitung, Lehrern oder sonstigen Personen in der Schule gab. Die Schachgruppe wurde als eine feste Einrichtung der Schule akzeptiert, und so soll es auch künftig bleiben. Auf die nächsten 10 Jahre!Sven Schüle (Abi 82)