An meine Zeit in der Lehwess-Schule (1936-1941) denke ich gern zurück. Jedoch war der Anfang für mich schwer. Meine erste Klassenlehrerin, Frau von Manstein, war eine sehr strenge Lehrerin, bei ihr herrschten "Zucht und Ordnung". Anfangs machte sie mir - und auch einigen anderen Mitschülerinnen - Angst. So merkte sie zum Beispiel sofort, wenn ich etwas nicht verstanden oder Hausaufgaben vergessen hatte. Prompt hörte ich meinen Namen und stand hilflos und eingeschüchtert im Klassenraum - bis eine unserer "Besten" die Antwort gab! Anderen Mitschülerinnen ging es ähnlich. In den späteren Jahren habe ich ihre gerade, klare und gerechte Haltung schätzen gelernt, und wir schieden im guten Einvernehmen. Eine jährlich sich wiederholende Begebenheit war der Geburtstag der Schulleiterin, Frau Lehwess, am 5. Oktober, meist die Woche nach dem Erntedankfest. Lehrkräfte und Schüler standen im Kreis auf dem Schulhof, Körbe von Blumen, Obst und Gemüse waren aufgebaut, Gedichte, Lieder, Reden verschönten den Festtag. Dann kam der Augenblick, als ich aufgerufen wurde und mir aus einem der Körbe etwas aussuchen durfte. Ich hatte am gleichen Tag Geburtstag.Gern erinnere ich mich an Fräulein Voss, unsere Sport- und Handarbeitslehrerin. Sie war der "Schwarm" vieler Schülerinnen. Jung, hübsch anzusehen, sportlich gekleidet, mit viel Verständnis für uns, gab es wohl kaum eine Schülerin, die ihren Unterricht nicht mochte oder keinen Kontakt zu ihr fand.Im Nachhinein sage ich, daß die Schule eine gute Gemeinschaft bildete und daß es Leitung und Lehrkräften gelang, die politisch bedingten Spannungen und Probleme von uns fernzuhalten.Rosemarie Uhlemann