Hacke, Spitze, Spitze

Anfang der sechziger Jahre hatte ich das Vergnügen, die Malwida-von-Meysenbugschule zu besuchen. Ich sage "Vergnügen", da ich mich noch immer sehr gern daran erinnere. Leider verbrachte ich nicht meine gesamte Schulzeit in der Puppenschule Von-Luck-Straße, da wir aus räumlichen und politisch-wirtschaftlichen Gründen unser geliebtes Domizil verlassen mußten.Da für mich schon immer der Sportunterricht eines meiner Lieblingsfächer war, ist es nicht verwunderlich, daß mir noch so einige Szenen jener Stunden vor Augen sind. Unsere Schule hätte gut Pate für den Film "Die Feuerzangenbowle" stehen können, so urig war sie damals für mich: Es gab nur wenige Klassenräume, einige hatten grüne Bänke und Tische (mit Löchern von den ehemaligen Tintenfässern). Alles war sehr eng, jeder kannte jeden, jeder hörte vom anderen. Wir bekamen auch viel von den Sportstunden der anderen mit. Wenn Frau Senger, in der man nicht gerade eine typische Vertreterin dieses Lehrfaches vermutete, am Beginn jeder Sportstunde in die Tasten griff, erklang ihr "Hacke, Spitze, Spitze" durch sämtliche Türritzen. Für eine Schülerin, die sich gerade mit Latein abquälte, war das nicht gerade konzentrationsfördernd.Unser Klassenraum hatte eine mit grünem Skai verkleidete Tür. Sie sollte eigentlich die Klänge aus dem angrenzenden Musikraum abschotten. So richtig funktionierte das nicht. Da saß ich nun in meiner Klasse, schaute durchs Fenster, die grüne Natur vor Augen und um mich "Stereomusik". Lenkt das schööön ab!Ebenso denke ich noch an die Sportstunden auf unserem winzigen Pausen-Hof. Schlagball war das Lieblingsspiel unserer Klasse. Ein kleiner lederner Ball mußte mittels einer Keule möglichst weit geschlagen werden: je weiter, desto besser! Was war das immer für ein Gaudi, wenn es gelang, den Ball auf die Straßenseite zu schlagen! Mit so einem prächtigen Schlag ging der Punkt natürlich an die Schlagmannschaft, denn es dauerte schon eine Weile, den Ball wiederzufinden.Sabine Müller geb. Bernert