Es war offenbar lang gepflegter Brauch, die Woche am Montagmorgen mit einer für alle Schüler und den "Lehrkörper" gemeinsamen Morgenandacht zu beginnen: von uns Schülern wohl überwiegend mehr wegen ihrer unterrichtsverzögernden als ihrer Sammlung erzeugenden Wirkung geschätzt.Mein eher atheistischer und den Musen nur professionell zugetaner Vater, in Verkennung der gemeinschaftsfördernden Bildung im übergeordneten Sinne vermittelnden Veranstaltung, wurde bei der Direktorin vorstellig: Die wissenvermittelnde Aufgabe der Schule werde durch solche verlustreiche Zeit wohl mit zu geringem Wirkungsgrad wahrgenommen. Im Lehrplan der Berliner Schulen sei derlei auch mit Recht nicht vorgesehen. Autorität und Persönlichkeit von Frau Schwenzner waren stärker: Die Andachten blieben, ja, ich wurde später zum aktiv Mitgestaltenden (am Klavier und als Chormitglied).Wissenslücken haben sich nicht erkennbar ergeben, Gefühl für Kultur aber wurde geprägt.Jürgen Schmölling (Abi 57)