von Britta Winkelhahn, GEV Vorsitzende
Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hat - wie vor Wahlen an unserer Schule üblich - wieder zur Podiumsdiskussion geladen und in der voll besetzten Aula wurde eine Vielzahl an Themen angesprochen. Im Publikum waren Schülerinnen und Schüler der J 11 und J 12, auf der Bühne Vertreter der Parteien, die sich in Berlin zur Wahl stellen. Den Fragen des vierköpfigen Moderationsteams stellten sich Dennis Egginger-Gonzales (Die Linke), Susanne Mertens (Bündig 90/ Die Grünen), Andreas Linde (SPD), Tobias Bauschke (FDP), Stephan Standfuß (CDU) und Peer Lars Döhnert (AfD).
Die Podiumsdiskussion startete mit einer Runde „Smash“ oder „Pass“, bei der die Politikerin und die Politiker mit einer Texttafel anzeigen sollten, wie sie zu einem Thema stehen - ob sie es gut finden oder ablehnen. Wie zu erwarten fielen die Reaktionen auf Themen wie Tempolimit, Legalisierung von Marihuana, Bodycams bei der Polizei oder die Einführung der Wehrpflicht in der Runde auf der Bühne sehr unterschiedlich aus. Einiger war die Runde sich bei eher privateren Einschätzungen nach Partner-Tattoos, Abschreiben in der Schule oder HipHop.
Das Moderationsteam bestehend aus Valentin, Maya, Emma und Tobias hatte eine umfassende Liste an Fragen zu den unterschiedlichsten Bereichen vorbereitet. Sie starteten mit der Frage, warum es ein Sondervermögen für die Bundeswehr gibt und Berliner Schülerinnen und Schüler in maroden Gebäuden lernen müssen. Aus Sicht der SPD - so Herr Linde - liegt dies an dem Angriffskrieg der Russen in der Ukraine und der langen Friedenszeit in Europa, in der nicht ausreichend aufgerüstet worden sein. Für die FDP machte Herr Bauschke klar, dass Schulbau eine Landesangelegenheit sei und Militär eine Aufgabe des Bundes, daher sei der marode Zustand der Schulen auf die schlechte Verwaltung in Berlin zurückzuführen. Herr Standfuß erklärte aus Sicht der CDU, dass in den Schulen im Bezirk viel versäumt worden sei und es einer Anstrengung für die Sanierung der Gebäude und die Digitalisierung der Schulen bedürfe. Frau Mertens zeigte für die Grünen die Erfolge von Aktionen wie dem Adventskalender mit abschreckenden Schulfotos auf und betonte, dass schon einiges nach vorne gegangen sei. Herr Döhnert betonte für die AfD, dass Staaten keine Freunde haben, sondern nur Interessen und dass er in die Politik gegangen sei, weil es ihm gereicht habe, dass keiner verantwortlich sein will. Herr Egginger-Gonzales vertrat die Meinung der Linken, dass Schule oder Militär einfach eine Frage der Priorisierung sei und jeder nachlesen solle, wieviel Geld die Bundeswehr wirklich bekomme - es sei Legendenbildung, dass dort zu wenig Geld vorhanden sei.
Ähnlich kontrovers ging es bei vielen Themen weiter, zu denen das Moderationsteam Fragen stellte: Bei Chancengleichheit in der Bildung, bei Misswirtschaft innerhalb der Bundeswehr, beim Verbot für Böller, bei der Verbreitung rechten Gedankenguts in Sicherheitsorganen und sozialverträglichem Klimaschutz. Die Diskussion wurde jedoch teilweise auch etwas lautstarker. So gab es lauten Applaus der Schülerschaft in der Aula, als Herr Bauschke feststellte: „Extremismus ist auf jeder Seite schlecht. Aber klar ist: Die AfD ist eine klassisch rechtsradikale Partei und das muss man auch ganz klar so benennen.“
Das breite Themenspektrum der weiteren Diskussion umfasste das Versagen von Integration, den Fachkräftemangel, die Zuwanderung, Enteignung, kostenlosen ÖPNV, bezahlbarer Wohnraum, Mobilitätsstrategien für Berlin und organisierte Kriminalität. Alle Schülerinnen und Schüler hatten sich gut vorbereitet und stellten direkte und durchdachte Fragen.
Und während vor der Schule seit 7.30 Uhr eine kleine Demonstration von Jungen Linken und Omas gegen rechts stattfand, weil die AfD an der Podiumsdiskussion teilnahm, wurde in der Aula sehr deutlich, wie die Schülerinnen und Schüler damit umgehen, dass eine Partei, die in Berlin gewählt werden kann, auch ihren Beitrag auf einem Podium leistet: Direkt gefragt, warum Queere Politik im Programm der AfD nicht stattfindet, erklärte Herr Döhnert von der AfD: „Queer ist ein Modethema seit etwa fünf Jahren.“ Und ergänzte: „Die Keimzelle der Gesellschaft ist die Geburt eines Kindes.“ Was zu einer direkten Reaktion des Publikums, der Moderation und auch der FDP führte. Herr Bauschke erklärte Herrn Döhnert knapp: „Dann sagen Sie lieber gar nichts, das ist besser.“
Nach rund zweieinhalb Stunden endete die intensive und umfangreiche Diskussion. Für die Schülerinnen und Schüler bot sie die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen und so informierter eine politische Entscheidung treffen zu können und besser auf die Wahl vorbereitet zu sein.