Wenn man mich nach den wesentlichen Erlebnissen während meiner Zeit an der Werner-von-Siemens-Schule fragte, so würde ich vor allem die Klassenreise, die wir Juni 1989 mit Herrn Lucke in die DDR unternahmen und meine Teilnahme am Bundeswettbewerb Mathematik nennen.Auf letzteren wurde ich in der 12. Klasse durch ein am schwarzen Brett ausgehängtes Informationsblatt aufmerksam und ließ mir wenig später von meinem Mathematik-Leistungskurslehrer, Herrn Hentschel, die Aufgaben für die erste Runde aushändigen. Mein erster Eindruck war, daß sich keines der im Unterricht erlernten und geübten Lösungsschemata auf diese Aufgaben anwenden ließ. Wie ich dann in meiner weiteren Beschäftigung mit den Wettbewerbsaufgaben merkte, genügte im Gegenteil oft nur eine kleine Idee, auf die einen der gesunde Menschenverstand oft schneller führte als mathematischer Formalismus, um eine elegante und übersichtliche Lösung zu finden. Diese intuitive Art mathematischen Denkens, das für das Wesen der Mathematik viel charakteristischer ist als lange Formeln, findet für mein Empfinden im Schulunterricht zu wenig Platz. Kurz vor meinem Abitur 1990 erfuhr ich dann, daß ich in der ersten Wettbewerbsrunde einen ersten Preis gewonnen hatte, was übrigens unserer Schule ein Preisgeld einbrachte, das zum Kauf eines mathematischen Computerprogramms verwendet wurde. Damit war ich zur zweiten Aufgabenrunde, der Hauptrunde des Wettbewerbs, zugelassen.Deren Aufgaben waren wesentlich schwieriger als die der ersten Runde, und es erforderte hier einiges an Zähigkeit, um auch nach tagelanger vergeblicher Beschäftigung mit einer Aufgabe nicht aufzugeben. Auch hier kam es viel mehr auf Kreativität als auf lange Rechnungen an. Schließlich gelang es mir, auch in dieser Runde den ersten Preis zu gewinnen. Dies brachte mir die Einladung zur Ehrung als Berliner Wettbewerbssieger, und ich durfte an der Schlußrunde des Wettbewerbs, einem Kolloquium im nordrheinwestfählischen Schwerte, teilnehmen, auf dem Mathematikprofessoren mit den bundesweit besten Wettbewerbsteilnehmern einstündige Fachgespräche führten. Die vielen Kontakte mit jungen Menschen ähnlicher Interessen und die Beschäftigung mit anspruchsvollen mathematischen Problemen waren für mich eine sehr wertvolle Erfahrung.Hjalmar Schröder (Abi 90)