Messerwurf

Ulfrid Mattig, Abijahrgang ´59 (der Familientradition folgend auch Lehrer an einem Gymnasium, aber 1973 nach Schleswig-Holstein, Kappeln/Schlei, ausgewandert):Meine spontanen Erinnerungen - meine Güte, ist das lange her! - an meine Malwida-von-Meysenbug-Schulzeit?

Ulfrid MattigDie Montag-Morgenandacht mit Glöckchen und Frau Schwenzner; die Ohrfeige von Frau Behm, die just in den Musikraum kam, als mein Messer nach gelungenem Flug zitternd in ihrem geheiligten Flügel steckenblieb; das Klassenweise-zu-zweit-Antreten auf dem Hof, um nach der Pause geordnet in die Massen zurückzugehen; der Sportunterricht in der Mini-"Halle", wo wir zum Anlaufen für‘s Pferdspringen erst, vom halben Hof und dann die schmale Treppe hinunter und durch die Tür mußten, um den Absprungschwung zu bekommen; das Schlagballspielen, das zehn Zusatzpunkte brachte, wenn der Ball über die nächste Villa flog - oder die Schulstreiche: kein Tag verging ohne harmlosen oder groben Unfug: Türklinken voll Kleister; Parfüm literweise in die Klasse (in Ost-Berlin kostete der halbe Liter 1,50 DM!!); diverse Stinkbomben-Sorten (Geheimtip: alte Filme); Tür von innen zubinden und so einen ganzen Tag ohne Lehrer verbringen; Wassertöpfe auf der angelehnten Tür; im Winter alle Fensterscheiben oben an der Westseite mit Schneebällen einschmeißen und mit 60 Rügen und diversen Tadeln innerhalb eines halben Jahres groß gefeiert werden...Höhepunkte brachte die Musik - mit Frau Behm wieder versöhnt - Bach-Motetten, Singspiel "Der Petersiliengarten" oder die Carmina-Burana-Aufführung in der Hardenbergstraße; der Abistreß mit Arbeiten in allen Hauptfächern und in den massenweisen mündlichen Prüfungen (im dunklen Anzug!) in allen möglichen Fächern vor dem gesamten Kollegium (ich kam z.B. in Latein, Physik und Kunst dran, was mir am Morgen des ersten Prüfungstages ohne vorherigen Hinweis verkündet wurde).Oder die Lehrer...!!! - aber die mir zugebilligte halbe Seite ist ja schon überzogen...Dr. UIfrid Mattig (Abi 59)