Während meiner Zeit an der Siemens-Schule (1974-1979) war die innenpolitische Lage - trotz sozial-liberaler Koalition - von Radikalenerlaß, Berufsverboten und einer teilweise hysterischen Terroristenangst gekennzeichnet.In der Schule ermöglichte uns das kurz zuvor eingeführte Schulverfassungsgesetz nicht nur Interessen zu artikulieren, sondern verpflichtete unsere, der Schüler, "Gegenseite" zum Dialog, mindestens zum Zuhören. Der damit einhergehende Abschied vom "besonderen Gewaltverhältnis" in der Schule war für viele sicher nicht einfach. Dennoch gelang es oft, Konflikte durch Zusammenarbeit zu lösen, wenngleich dem mitunter auch heftige Auseinandersetzungen vorausgehen mußten.Neben den Gremien boten unsere Schülerzeitung "Der Beskiden-Sturm" und das schwererkämpfte "Schwarze Brett der Schüler", das später zur Tauschbörse verkommen sollte, die Foren zur Meinungsäußerung und zum - teilweise anonymen - Dialog.Möglichkeiten und Grenzen der Demokratie waren damals deutlich zu erkennen. Ich begann seinerzeit, Verhandlungsregeln und Verfahrenstricks zu lernen; letztere unterscheiden sich übrigens innerhalb und außerhalb der Schule nur wenig. Als Mitglied der deutschen Delegation bei den Verhandlungen über konventionelle Streitkräfte in Europa, die in Wien geführt werden, kann ich das ein wenig beurteilen. Manfred Auster (Abi 79)